Wer
Jerez de la Frontera besucht, sollte definitiv auch den
Sherry entdecken, das Produkt, das die Stadt und diese Region in Andalusien geprägt hat wie kein anderes. Als Vorgeschmack bieten wir Ihnen diese kleine Sherry-Weinkunde.
Was ist Sherry?
Sherry ist ein phantastisches Getränk, das zwar international berühmt ist, aber dennoch nicht ganz die Positionierung genießt, die ihm gebührt. Das ist schade, denn wer diese spanischen Weine nicht kennt, verpasst eine ganze Serie spektakulärer Genüsse! Da können wir helfen. :-)
Wie wird Sherry hergestellt?
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Die Herstellung von Sherry beruht auf jahrhundertealten Traditionen und den spezifischen natürlichen Bedingungen dieser Region um Jerez de la Frontera, Sanlúcar de Barrameda und El Puerto de Santa María, dem sogenannten
Sherry Dreieck. Dazu zählen das sonnige
Klima, die Böden der Weinberge (vor allem
Albariza), die verwendeten Traubensorten (alles weiße Trauben), die speziellen Ausbauverfahren sowie die Kunstfertigkeit und langjährige Erfahrung von Winzern und Kellermeistern. Das Ergebnis sind weltweit einzigartige
Weine von höchster Qualität, in einer unglaublichen Vielfalt und mit einer großartigen Persönlichkeit.
Außerdem ist "Sherry" ein geschützter Begriff: Die Herkunftsbezeichnung "
Jerez-Xérès-Sherry" besagt, dass nur Weine von hier aus der Region unter diesem Namen verkauft werden dürfen. Über die Einhaltung dieser und anderer Regeln wacht der
Sherry-Kontrollrat mit Sitz in Jerez. Der Name stammt übrigens vom alten arabischen Namen für die Stadt Jerez: "
Sherish" .
Die Sherry-Typen hier von oben nach unten entsprechen denen auf dem Titelfoto von links nach rechts.Welche Sherry Sorten gibt es?
Es gibt nicht
den Sherry, sondern eigentlich müssten wir immer im Plural von Sherrys sprechen, denn die Vielfalt dieser Weine ist außergewöhnlich. Man unterscheidet grundsätzlich
drei Gruppen: Trockene (
Vinos Generosos), Natürliche Süße (
Vinos Dulces Naturales) und Verschnittene (
Vinos Generosos de Licor). Dieses Spektrum von insgesamt
zehn verschiedenen Typen reicht vermutlich vom trockensten bis zum süßesten Wein der Welt. Es entsteht zum einen durch die unterschiedlichen
Traubensorten (
Palomino, Moscatel und Pedro Ximénez), außerdem durch die Art der Fermentation, aber vor allem durch die Verwendung unterschiedlicher
Ausbauverfahren während der Reifung:
Biologischer Ausbau (B) unter der
Florhefeschicht oder
Oxidativer Ausbau (O) im Kontakt mit dem Sauerstoff. Jedes dieser Verfahren verleiht den so ausgebauten Weinen ganz spezifische organoleptische Eigenschaften. Die Kontrolle der Ausbaumethode erfolgt über den Alkoholgehalt - Sherrys sind verstärkte Weine mit einem Gehalt zwischen 15 und 22 % vol. Alkohol.
Wie alt kann Sherry werden?

Die große Farbpalette wird außerdem von der Zeit beeinflusst, die diese Weine während der
Reifung in Ihren typischen Eichenfässern in den
Bodegas altern, den hiesigen Weinkellern, die auch oft "
Kathedralen des Weins" genannt werden. Und das geschieht in der Sherry-Region praktisch immer im traditionellen System der
Soleras und Criaderas, laut Reglement mindestens zwei Jahre. In der Praxis altern sie jedoch wenigstens 3-5 Jahre im Falle der
Finos und
Manzanillas, 8-10 Jahre bei
Amontillado,
Oloroso und
Palo Cortado sowie einige auch bis deutlich über 30 Jahre (Kategorie
V.O.R.S.). Die Altersangaben sind bei Sherry immer das mittlere Alter, denn es ist ein dynamisches Reifungssystem, bei dem älterer und jüngerer Wein regelmäßig gemischt werden. In der Flasche finden wir also Wein aus vielen verschiedenen Ernten und Jahrgängen, im Ergebnis immer die gleiche Qualität.
Einmal in die Flasche abgefüllt, ist Sherry trotzdem nicht ewig haltbar, mit Ausnahme der Kategorien
V.O.S. und
V.O.R.S. Wie lange Sie ihn zu Hause lagern können, hängt vom Typ des Sherrys ab: ungeöffnet etwa ein bis vier Jahre, aber geöffnet nur zwischen einer Woche und zwei Monaten. Es ist also ein soziales Getränk - am besten laden Sie Gäste ein, wenn Sie eine Flasche Sherry öffnen.
Wie genießt man Sherry?

Wenn Sie sich auf den Sherry einlassen und ihn wirklich kennenlernen, werden Sie ihn zu schätzen wissen und ihn lieben. Man kann ihn als
Aperitif, als
Essensbegleiter, als
Dessertwein oder auch in einem
Cocktail genießen. Seine enorme Vielfalt bewirkt, dass es für jeden Geschmack, für jeden Moment und für jede Speise einen passenden Sherry gibt. Gerade bei der
Verkostung von Sherry in Kombination mit verschiedenen Gerichten enthüllt sich das ganze Potenzial dieser Weine, egal ob mit Tapas oder zu einem Mehr-Gänge-Menü. Hier können Sie Paarungen genießen, wo der
Dialog der Aromen außerordentliche Geschmackserlebnisse generiert, immer auf der Suche nach Harmonie. Dabei begleitet Sherry auch "schwierige" Speisen wie Artischocken, Spargel oder sehr würzige Gerichte problemlos. Deshalb ist der Wein aus Jerez auch in der
Gastronomie so beliebt, wo er außerdem selbstverständlich zum Kochen verwendet wird.
Wozu passt Sherry?

Wie gesagt, Sherry passt so ziemlich zu allem. Am besten probieren Sie einfach aus, was Ihnen am besten schmeckt oder in welcher Kombination. Hier sind ein paar Vorschläge: Versuchen Sie doch zum Beispiel einmal einen
Fino oder eine
Manzanilla zu einer Tapa Iberico-Schinken, oder ganz einfach zu ein paar Oliven. Dieser helle, frische, sehr trockene Wein, der im speziellen Ambiente unter der Florhefe gereift ist, ist der perfekte Aperitif und passt vorzüglich zu den typischen andalusischen Tapas. Immer sehr kalt serviert, trinkt er sich bei den meist hohen Außentemperaturen von alleine. Er ist außerdem der ideale Begleiter zu Fisch und Meeresfrüchten oder zu Salaten und Gazpacho oder Salmorejo.

Auch unseren zweiten Verkostungsvorschlag sollten Sie einmal probieren. Der gehaltvolle und komplexe, bernstein- bis mahagonifarbene
Oloroso mit dem warmen Aroma passt hervorragend zu rotem Fleisch, Geschmortem oder Wild, Eintöpfen, Waldpilzen, aber zum Beispiel auch zu reifem Käse oder schlicht ein paar Nüssen. Seine dunkle Farbe erhält
der Duftige während der langen, 100% oxidativen Reifung in den Eichenfässern der Bodegas.
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Die süßeren Sherrys sind definitiv ebenfalls wunderbare Begleiter für Speisen. Im Falle des sehr süßen, weichen und überraschend dunklen
Pedro Ximénez (PX) würden wir sicher eher zu Desserts tendieren. Sie können ihn durchaus pur genießen oder aber zu einem Dessert, wie zum Beispiel einige Tropfen über ein Vanilleeis. Ebenso spektakulär sind kontrastreichere Kombinationen, beispielsweise mit bitterer Schokolade oder mit pikantem Blauschimmelkäse. Seine komplexen Aromen und Geschmacksnoten zusammen mit der erhaltenen natürlichen Säure der Trauben machen diesen Sherry zu etwas ganz Besonderem und zu einem wahren Spektakel auf dem Gaumen.
Weintourismus
Na, sind Sie auf den Geschmack gekommen? Oder zumindest neugierig geworden? Dann erwarten wir Sie gerne als Gäste, um hier vor Ort
in Jerez den Sherry zu entdecken! Weitere Berichte sowie aktuelle Informationen zum
Thema Sherry finden Sie übrigens auch in unserem
Blog.